Film-Werkschau Ula Stöckl

Melanie wird Zeugin einer Szene, in der ein Deutscher, Mitte dreißig, seiner sehr jungen, amerikanischen Schutzbefohlenen, die "amerikanische Kulturlosigkeit und Arroganz" vorwirft, als trage sie persönlich die Verantwortung für diesen Zustand. Diese Szene löst in Melanie Erinnerungen an ihre eigene Zeit als Au-Pair-Mädchen in Paris aus. Damals erlebte sie den Ausbruch des Algerien-Krieges und traf für ihre Person zum ersten Mal eine politische Entscheidung: Sie sprach sich gegen diesen Krieg aus. Ihre Haltung missfiel dem Familienvorstand der französischen Familie. Er machte ihr die "Deutsche Schuld" zum Vorwurf. Für den damals, wie der Deutsche heute, fünfunddreißigjährigen Franzosen hieß das, Melanie jedes Recht auf Beurteilung oder Stellungnahme zur französischen Situation abzusprechen. Die Erinnerung an Paris, die beiden Männer, die in ihrer jeweiligen Situation den viel jüngeren Frauen sehr bestimmt klarmachen, "was zu denken sei", assoziiert Melanie heute mit Krieg und Zerstörung. "Wenn man dafür erst einmal einen Blick hat", sagt sie "sieht man überall nur noch Väter, als Lehrer, Liebhaber, Politiker...".

Archivnummer MFG000036
weitere Titel:
Reihentitel: Film-Werkschau Ula Stöckl
Filmschaffende
Ula Stöckl (Autor/in)
Ula Stöckl (Regisseur/in)
Ula Stöckl (Kamera)
Catherine Brasier (Cutter/in)
Grischa Huber (Schauspieler/in)
Datierung 1982
Länge 30'00"
Formate
VHS Farbig 4:3
Farbe Farbig
Ton Sendeton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES
Schlagwörter
Eintragdatum: 07.07.1999
Änderungsdatum: 20.07.2016