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Das kleine Fernsehspiel
Als der Dokumentarfilm-Regisseur Mark Awerbuch - der sich selbst zur russischen Nationalität und Muttersprache, aber zum jüdischen Glauben bekennt -, aus Anlaß seiner Volljährigkeit, wie in der Sowjetunion damals üblich, seinen ersten "Paß" erhielt, hat dies sein Leben plötzlich von Grund auf verändert. / Dieser "Sowjetskij Passport" hatte natürlich nichts mit normalen Reisepässen zu tun. Obwohl von der stalinschen Propaganda als Symbol der Gleichberechtigung aller Sowjetbürger gefeiert, handelte es sich um nichts anderes, als um eine Neuauflage jenes alten, im Zarenreich gebräuchllichen Ausweises zur Erfassung der Bürger (der damals übrigens auch "Paß" genannt wurde) - nur mit bürokratisch verfeinerten Möglichkeiten der Diskriminierung. / Als Awerbuch also zur feierlichen Übernahme bei der Moskauer Miliz erschien, erfuhr er, daß ihm von seiner sowjetischen Obrigkeit eine neue Identität zugedacht wurde. Da stand nämlich in der 5.Rubrik seines neuen Passes, Nationalität:Jude.Solche Methoden gehören mittlerweile der Vergangenheit an; doch der Geist - so fragt sich der Autor - aus der solche Willkür entstanden war, ist er nicht immer noch lebendig?Awerbuch folgt in seinem sehr persönlichen, stark autobiographisch geprägten Film jenen Spuren von nationalem Dünkel und Rassismus, die das alte System seiner Meinung nach in so reichlichem Maße zurückgelassen hat. Wir sind durch die Vermittlung seiner Kamera - in der Zeit kurz vor und kurz nach dem Militärputsch im August 1991 - Zeugen von allerlei Merkwürdigem. Man begegnet unter anderem einem ehemaligen hohen KGB-Offizier, der detailliert darüber berichtet, wie die KP bis zuletzt gezielt den Antisemitismus und den Haß unter den Nationalitäten geschürt hat, ehemaligen Parteifunktionären, die offen zugeben, daß die rechtsradikale Organisation "Pamjatj" mit Hilfe des kommunistischen Staates gegründet wurde. Und wir begenen schließlich zahlreichen russischen und ukrainischen Bürgern jüdischen Glaubens, die dem Frieden nicht trauen und drauf und dran sind, ihr Heimat zu velassen, wie schon so viele vor ihnen in den letzten Jahren...
Archivnummer | HDF000215 |
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weitere Titel: | Reihentitel: Das kleine Fernsehspiel
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Filmschaffende | Kutnewsky, Hans (Redaktion) Mark Awerbuch (Autor/in) Boris Bermann (Autor/in) Viktor Dobronjitzkij (Kamera) Alekdandra Taldykina (Cutter/in) Mark Awerbuch (Regisseur/in) |
Datierung | 28.04.1992 |
Länge | 70'00" |
Formate | Super VHS Farbig |
Farbe | Farbig |
Ton | |
Kategorien | RELIGION, GESELLSCHAFT UND SOZIALES |
Schlagwörter | |
Eintragdatum: | 19.02.1993 |
Änderungsdatum: | 18.04.1996 |