Zum Abschied von Reiner Ziegler: ein Rückblick

In unserem Interview blickt Dr. Reiner Ziegler zurück auf seine Dienstzeit bei der Landesfilmsammlung. Es geht um die Herausforderungen der Archivierung und die wertvollen Filmdokumente, die gesammelt wurden. Ein Blick auf die Zukunft der Landesfilmsammlung rundet das Gespräch ab.

Nach rund 25 Jahren verlässt der Leiter der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg, Dr. Reiner Ziegler, das Haus des Dokumentarfilms in den wohlverdienten Ruhestand. Er blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück, in der aus einem kleinen Projekt zu Filmbeständen des Bundeslandes Baden-Württemberg eine große und in ihrer Form außergewöhnliche Filmsammlung entstanden ist. Mehr als 12.000 Filme von über 130 Institutionen und 350 Privatpersonen sind in dieser Zeit in den Bestand der Landesfilmsammlung übernommen worden. In unserem Interview schaut Dr. Reiner Ziegler zurück auf die Anfangszeit der LFS und sein Wirken.

LFS Redaktion: Wie kam es, dass Sie seinerzeit zum Haus des Dokumentarfilms gekommen sind?

Dr. Reiner Ziegler: Ich kam 1997 nach zehn Jahren beim Staatsarchiv Ludwigsburg als Volontär zum damaligen SDR, um dort die Ausbildung zum Wissenschaftlichen Dokumentar zu machen. Im Verlauf des Volontariats war eine der Stationen das Haus des Dokumentarfilms. Diese Institution faszinierte mich sofort mit einer unglaublichen Bandbreite an interessanten Aufgaben und Veranstaltungen. So war es für mich eine einmalige Chance, dass dort Ende 1998 – und damit zeitgleich mit dem Ende meines Volontariats – eine Stelle für den Aufbau der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg geschaffen wurde.

LFS Redaktion: Welche Rolle kam Ihnen bei der Gründung der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg zu?

Dr. Reiner Ziegler: Es war die Entscheidung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie des Landesarchivs Baden-Württemberg, die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg beim Haus des Dokumentarfilms anzusiedeln. Ich hatte lediglich das große Glück, gleich zu Beginn an der Umsetzung mitwirken zu dürfen.

LFS Redaktion: Was waren die besonderen Herausforderungen für Ihre Arbeit damals?

Dr. Reiner Ziegler: Im Gegensatz zu anderen Filmarchiven hatte die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg den großen Vorteil, von Anfang an mit der Fernsehdatenbank des SWR auf ein funktionierendes Datenbanksystem zurückgreifen zu können. Auch in vielen anderen Bereichen standen bewährte Strukturen des SWR unterstützend zur Seite. Es war für die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg – bei schnell wachsenden Filmbeständen – allerdings eine sehr große Herausforderung, zunächst keinen geeigneten Raum für die adäquate Archivierung des analogen Filmmaterials zu haben. Es war in den ersten Jahren des Bestehens ein stetiger Kampf, konservatorisch vertretbare Bedingungen für die Filmarchivierung zu schaffen.

LFS Redaktion: Wie hat sich die Arbeit der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg in den letzten 25 Jahren verändert?

Dr. Reiner Ziegler: Bei der Archivierung des analogen Filmmaterials und dessen formaler Erfassung in der Datenbank hat sich in den zurückliegenden Jahren wenig geändert. Aber die Herausforderungen bei der digitalen Langzeitarchivierung – und insbesondere die damit verbundenen hohen Kosten – haben sich in den letzten Jahren zunehmend zu einem „Problem“ entwickelt. Es ist – wie gesagt – weniger deren technische Umsetzung, als vielmehr deren Finanzierung, die mit dem ohnehin knappen Etat der Landesfilmsammlung nicht mehr zu finanzieren ist.

LFS Redaktion: Über welchen Filmbestand, den Sie übernommen haben, haben Sie sich besonders gefreut?

Dr. Reiner Ziegler: Diese Frage lässt sich mit Sicherheit nicht pauschal beantworten. Eine unglaubliche Fülle an historischen Filmdokumenten aus Stadtarchiven, von Heimat- und Brauchtumsvereinen, von Ministerien und von Firmen, aber insbesondere aus Privatbesitz lässt eine Dichte an „Filmschätzen“ in vielen Beständen erahnen.

LFS Redaktion: Haben Sie einen Lieblingsfilm in der Landesfilmsammlung?

Dr. Reiner Ziegler: Auch dieses Prädikat verdienen mit Sicherheit gleich mehrere Filme. Es sind einerseits ohne Frage historisch bedeutsame Filmdokumente, die das Herz des Historikers höherschlagen lassen. Es sind andererseits aber insbesondere dann doch Filme aus Privatbesitz. Man taucht in diesen visuell in die Geschichte einer Familie ein und wird für kurze Augenblicke ein Teil von dieser. Gerade private Sequenzen, die „direkt vom Auge ins Herz gehen“ berühren menschlich und bleiben im Gedächtnis.

LFS Redaktion: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg?

Dr. Reiner Ziegler: Den Kolleginnen und Kollegen wünsche ich auch in Zukunft viele „Sternstunden“ des Archivars mit spannenden Filmdokumenten, immer wieder neue Ideen, das Filmmaterial auf Plattformen und im Rahmen von Veranstaltungen den Bürgern des Landes zugänglich zu machen … aber insbesondere finanziell „genügend Wasser unter dem Kiel“, um die ständig wachsenden Aufgaben bewältigen zu können.

Die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg dankt Herrn Dr. Reiner Ziegler für seinen jahrelangen, unermüdlichen Einsatz um die Bewahrung des Filmerbes und für die Beantwortung unserer Fragen. Wir wünschen ihm alles Gute für den Ruhestand.